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03
Okt

In vertrauter Runde ein perfekter Tag

Kategorie: Allgemeines

In vertrauter Runde ein perfekter Tag

war die gemeinsame Winzerfahrt 2018 der Weinbaugemeinschaften Spaargebirge und Meißen wirklich. Dank des perfekten Wetters und der absolut perfekten Organisation durch den Vorsitzenden der WBG Spaargebirge Frank Neumann gestaltete sich dieser Tag zu einem echten Erlebnis.
Am frühen Morgen starteten 53 Winzer, Winzerinnen und Weinfreunde am Busbahnhof in Meißen mit dem Bus in Richtung Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Als Ziel stand die kleine Ortschaft Gleina nahe Freyburg auf dem Display des Navigationssystems. Erster Zwischenstopp war der Parkplatz Muldental auf der Autobahn A14. Zur Einstimmung auf kommende Stunden wurden die Mitglieder der Weinbaugemeinschaften und deren Gäste mit einem Glas Sekt willkommen geheißen. Erwartungsvoll ging die Reise nach Gleina zum Weingut Böhme & Töchter weiter.


Auf dem Breitengrad 51 unterwegs

Gleina im Bundesland Sachsen-Anhalt gehört zum Burgenlandkreis und liegt in der Verbandsgemeinde Unstruttal auf dem Breitengrad 51.2 und Längengrad 11.7. Durch den Ort führt die Bundesstraße 180. Von Querfurt im Norden kommend, führt diese weiter nach Freyburg (Unstrut) im Süden.
In Gleina, nach angenehmer Busfahrt angekommen, begrüßte der Chef des Weingutes Böhme & Töchter - Herrn Böhme - die sächsischen Winzer höchstpersönlich. Das kleine Weingut wird von drei Generationen seit 1986 bewirtschaftet. Auf einer Fläche von rund vier Hektar wachsen die Trauben vorrangig in der Großlage Freyburger Schweigenberg. Diese Großlage sowie die Einzellagen am Freyburger Edelacker, Mühlberg sowie Dorndorfer Rappental werden im hauseigenen Keller gekeltert und ausgebaut. Die ca. 30% Steil- und Terrassenanlagen des Weingutes können nur mit der Hand bewirtschaftet werden und bringen nicht zuletzt aufgrund des milden Mikroklimas kontinuierlich einzigartige Qualitäten hervor.
Auf das Kommen der Weinbaugemeinschaften aus Sachsen sehr gut vorbereitet, standen unter einer mit Wein bewachsenen Pergola genügend schattige Sitzplätze sowie schön eingedeckte Tische für die Weinliebhaber bereit. Bei einer 4-er Weinprobe im idyllischen Flair des Weingutes wurden Weine der Sorten Müller Thurgau, Weißburgunder, Traminer und Spätburgunder ausgeschenkt. Als besonderen Höhepunkt hatten die Winzer das Vergnügen, eine Kostprobe vom Wein des Bereitengrades 51 genießen zu dürfen. Aus der Rebsorte Traminer gewonnen, mit einem Mostgewicht von 97°Oechsle gelesen, erfolgte die Gärung und der Ausbau des Weines aus der Lage Freyburger Schweigenberg kontrolliert im Edelstahltank.
Ein Breitengradwein muss eine Mindestreife von 95°Oechsle aufweisen und wird einer strengen Prüfung unterzogen. Diese Weine entstehen aus typischen Rebsorten in den alten und steilen Weinberglagen von Saale und Unstrut und bilden die Spitze des jeweiligen Weinsortiments. Einige wenige Winzer aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut schlossen sich zusammen, um sich mit ihren hochwertigen Weinen im deutschen Spitzensegment zu positionieren. Speziell alte traditionelle Hang- und Terrassenlagen eignen sich hervorragend dazu, wertige Weine zu erzeugen und das Anbaugebiet deutschlandweit bekannter zu machen. Das ist ein Grund, warum sich das Weingut Böhme & Töchter an der Initiative „Breitengrad 51“ beteiligt. Neue Perspektiven sollen den Fokus auf traditionsreiches Handwerk legen und die Herkunft des Weines schmeckbar machen.
Durch die wirklich schöne, fast familiäre Stimmung im Weingut, fiel es den Winzern aus Sachsen schwer, das Weingut Böhme & Töchter zu verlassen. Doch das nächste Ziel war ganz nah - pünktlich kurz vor 12 Uhr ging es vom Weingut per pedes wenige Schritte weiter zum Gasthof „Zur Einkehr“. Mit echter Hausmannskost wie Schnitzel, Roulade und Fisch konnte sich die Reisegruppe stärken. Aufgrund der sehr sommerlichen Temperaturen brachte auch für Winzer das „Bier danach“ eine echte Abkühlung.

Mit Glas durch den Keller

„Bitte folgen Sie der angegebenen Route für ca. 8 Kilometer“ - das Navigationssystem hatte schon als nächstes Ziel Freyburg avisiert. Netterweise übernahm Herr Böhme vom Weingut die Rolle des Reiseleiters und versorgte die Fahrgäste mit wertvollen Informationen rund um das Weinanbaugebiet. Nach einer kurzen Fahrt auf der Weinstraße entlang der Unstrut und der wunderschönen Terrassenweinberge erreichten die Weinfreunde die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eG und wurden dort von Frau Claudia Hollstein bereits erwartet.
Bei einer Weinprobe von acht Sorten, darunter sechs Weißweine, ein Rotwein sowie eine Fassprobe vom Dornfelder Weißherbst, konnten sich die Winzer von der guten Qualität der hergestellten Weine überzeugen. Immer einen flotten Weinspruch auf den Lippen erlebten die Winzer und Winzerinnen mit Frau Hollstein als Gästeführerin eine sehr erfrischende Präsentation der Weine - eine gelungene Komposition aus fundiertem, umfangreichen Fachwissen und geschicktem Marketing. Dabei erweckte die neu gestaltete „Freyburger Weingalerie“, eine großflächig angelegte Verkaufs- und Probiereinrichtung, volle Begeisterung unter den Weinliebhabern.
Als größter Weinerzeuger Mitteldeutschlands setzt die Winzervereinigung auf Unverwechselbarkeit und Qualität. Dafür sorgen ca. 400 Mitglieder, die eine Fläche von 400 Hektar bewirtschaften. Das sind rund 60 Prozent des Anbaugebietes. Die vier Qualitätsstufen: „Kellermeister Edition“, „Lagenweine“, „Bereich Schloss Neuenburg“ und „Deutsche Qualitätsweine“, farblich klar markiert, orientieren sich an der Herkunft und am Ausbau der Weine. Dabei gibt das Herkunftsmuster im oberen Teil des Etiketts über die Größe des Bereichs, aus dem die Weine stammen, Auskunft.
Jährlich verlassen etwa drei Millionen Flaschen Wein die hochmodernen Kelleranlagen, die sich Sachsens Winzer bei der Schlenderweinprobe ansehen durften. Besonders beeindruckend waren dabei die riesigen Edelstahltanks mit einem Fassungsvermögen von 40.000 Litern und der historische Holzfasskeller, der zu den größten seiner Art in Deutschland zählt. Die 134 noch vorhandenen Holzfässer dienen vorrangig dem Ausbau der Rotweine. Eine besondere Attraktion offenbarte sich im Kellerbereich - Rohrleitungen vollkommen aus Glas, in denen man den Wein fließen sieht. Dieses System ist einmalig in deutschen Weinkellern und versieht seit nunmehr 50 Jahren treu und brav seinen Dienst in der Winzervereinigung Freyburg, wo die gläserne Pipeline die einzelnen Verarbeitungsstationen in drei parallelen Leitungen auf mehr als zwei Kilometern Länge verbindet.

Der direkte Vergleich eines kleinen Weingutes am Morgen und der Winzervereinigung am Nachmittag gestaltete diesen Ausflug besonders interessant. Voller Eindrücke und gestärkt durch einen kleinen Imbiss ging es am frühen Abend wieder in Richtung Sachsen. Zurück in Meißen meldete das Navi: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Dass sogar die Fußballfreunde noch pünktlich zum Anstoß des Champions League Finalspiels 2018 zu Hause waren, rundete diesen rundum perfekten Tag ab.


Katrin Thiele