warum in die Ferne schweifen, wenn das Besondere so nah liegt. In diesem Sinne hat sich die Weinbaugemeinschaft Meißen e. V. am 05.08.2023 die Zeit genommen, um die wertvollen Gaben der Natur in Scharfenberg näher unter die Lupe zu nehmen.
Nach einem Bronner Begrüßungssekt startete die Wanderung am Parkplatz an der B6 in Richtung Schachtberg, welcher sich friedlich durch die Landschaft schlängelt. Der mit Wein umrankte Eingang des Hauses des ehemaligen Obersteigers bot ein schönes Ambiente für ein gemeinsames Gruppenfoto. Mineralienexperte Holger Sickmann begleitete die Wanderfreunde auf der Tour. Mit seiner begnadeten Art, kurzweilig Geschichten mit sehr interessanten Informationen zu bestücken, vermittelte er unterhaltsam extrem viel Wissenswertes über die Bergbauregion rund um Scharfenberg.
Scharfenberg ist das einzige in einem Granit-Massiv liegende Silbererzbergbaurevier Sachsens, welches sich von Rothschönberg/Miltitz über Taubenheim, Scharfenberg, den Spitzgrund bis nach Moritzburg/Eisenberg zieht. Silberbergbau geht in der Region bis ins Mittelalter zurück. Über Jahrhunderte entstanden in Scharfenberg mehr als 200 Schächte, aus denen die Silbererze mit reichlich Blei, Kupfer, Zink, Eisen und Mangan zu Tage gefördert wurden. Große Lagerstätten der Mineralien lassen das Gebiet zur EU-Reserve werden.
Auf dem Weg zum ersten Ziel, dem Heimatmuseum Scharfenberg, wurde ein Müller Thurgau Wein der Winzergenossenschaft ausgeschenkt. Die Historie Scharfenbergs hat einen engen Bezug zum Weinbau, so sind z. B. nahe dem Wanderweg zur Wolfsschlucht für den aufmerksamen Betrachter noch alte Weinbergmauern der Vergangenheit erkennbar.
Die Erdgeschichte hat hier viele Spuren hinterlassen. Nachweislich wurde seit 1223 bis 1898 Silbererz in Scharfenberg abgebaut. So betrug im Jahr 1250 in Scharfenberg die Fördermenge 100.000 kg Silber sowie 1.000 kg Blei, Kupfer und Zink. Aus den Erlösen wurde teilweise der Meißner Dom finanziert. Klein, aber sehr fein zeigt das Heimatmuseum der Nachwelt den Reichtum der unterirdischen Welt und ist damit ein Glanzstück an Sammlungen von Mineralien und anderer musealer Schätze. Die Heimatstube des Museums bot eine schöne Gelegenheit, zusammen einen Cabernet Blanc von der Hoflößnitz zu verkosten.
Das nächste Ziel war das ehemalige Bergwerk Grube Güte Gottes, das früher zu den ergiebigsten Abbauen zählte, jedoch wegen sinkender Silberpreise im Jahr 1898 endgültig geschlossen wurde. Frau Antje Arlautzki gab einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Anlage. Das historische Gebäude wurde nach alten Bildern wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Weinfreunde konnten einen Blick durch die Glasplatte in den 293 Meter tiefen Hoffnungsschacht werfen, der sich direkt unter dem Schacht-Haus befindet. Zwischen einem Mittagsimbiss und einer Kostprobe vom Donauriesling aus Österreich, bliebt noch Zeit, um das kleine Museum mit Ausstellungsstücke der Zeit des Silberbergbaus zu besuchen.
Auf dem weiteren Weg rund um das Schloss Scharfenberg, welches um das Jahr 1200 im Zuge der deutschen Ostbesiedlung erbaut wurde, ergab sich die Gelegenheit Weine der Sorten Kerner und Bacchus der Winzergenossenschaft zu probieren. Der ehemalige Weinkeller des Schlosses befindet sich jetzt in einem privaten Wohnhaus und kann nicht besichtigt werden. Nachdem das Schloss Scharfenberg ab dem Jahr 1403 in den Besitz der Herren von Miltitz gelang, wurde es im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Romantik. Es gab den sogenannten „Scharfenberger Kreis“ mit Malern, Musikern, Dichtern der Zeit, die sicher auch den Meißner Wein liebten. Seit 1997 ist das Schloss im privaten Besitz von Herrn Lippold, der das Gebäude in den Jahren behutsam und liebevoll restaurierte. Das Schloss erfreut sich als Hotel und Veranstaltungsort großer Beliebtheit.
Am Schloss vorbei führte die letzte Etappe der mineralischen Weinwanderung zum Eingang des „König David Stolln“, welcher als Entwässerungsstollen genutzt wurde. Eine Grubenbahn im Stollen transportierte die Erze zur an der Elbe liegenden Erzwäsche. Zum Abschluss der Wanderung machte ein Glas Wein von einem 2013er Dornfelder der Winzergenossenschaft Meißen die vielen guten Gaben der Natur bewusst. Wer die Stille der Natur liebt und sie nirgends sonst mehr findet, sollte die Gegend des reichen mineralischen Erbes in und um Scharfenberg unbedingt besuchen. Zahlreiche steinerne Zeugen der Vergangenheit haben verträumte Plätze geschaffen, die zu Wanderungen und zur Rast locken. Bei einem ausgezeichneten Glas Meißner Wein wird der Sinn vom Farbenspiel und Blütenduft der Natur verwöhnt, aber auch reflektierend der weite Horizont der Bergbaugeschichte spürbar.
Glück Auf!
Katrin Thiele
Vorstand Weinbaugemeinschaft Meißen e. V.