Aktuelles im Detail


Festrede zur Jubiläumsfeier von Günther Rühle 

 

Hochverehrte Wein- Majestät, -Marleen- , werte Evelin, werter Herr Oberbürgermeister, liebe Winzer und Freunde des Sächsischen Weines.

 

80 Jahre Weinbaugemeinschaft Meißen,

 

eine kurze Zeit in der Geschichte des Weines, dieses edlen Getränkes , welches wir alles o verehren und dessen Wachsen und Reifen unsere ganze Aufmerksamkeit gilt. Doch lassen Sie uns ein kleinwenig in die Weinbaugeschichte Meißens tauchen.

Festrede zur Jubiläumsfeier von Günther Rühle 

 

Hochverehrte Wein- Majestät, -Marleen- , werte Evelin, werter Herr Oberbürgermeister, liebe Winzer und Freunde des Sächsischen Weines.

 

80 Jahre Weinbaugemeinschaft Meißen,

 

eine kurze Zeit in der Geschichte des Weines, dieses edlen Getränkes , welches wir alles o verehren und dessen Wachsen und Reifen unsere ganze Aufmerksamkeit gilt. Doch lassen Sie uns ein kleinwenig in die Weinbaugeschichte Meißens tauchen.

1161, vor fast 850 Jahren findet sich in einer Urkunde des Meißner Markgrafen Otto des Reichen der erste Hinweis über Weinberge im Elbtal. Wer die ersten Rebstöcke pflanzte, verbirgt sich im Dunkel der Geschichte, -kamen sie mit fränkischen Bauern und Winzern aus dem Gebiet der Saale und Unstrut - oder gar mit Mönchen aus den böhmischen Auen, wo bereits in Melnik der Weinbau blühte, wir wissen es nicht.

Eins wissen wir jedoch - die in der Urkunde angeführten Weinberge lagen im unmittelbaren Weichbild der Stadt Meißen, die Vermutungen gehen ins untere Meisatal, am heutigen Schottenberg.

Am Beginn ist vor allem der Klerus die fördernde Kraft - Wein war wichtig für das Abendmahl und auch für die Versorgung der Klöster, eheliche Enthaltsamkeit sucht nach anderen Lösungen.

Doch sehr schnell erkannte der Adel und auch das städtische Bürgertum die Vorteile des Weines.

Wein war ein wichtiges Handelsobjekt, es ließ sich damit ausreichend Geld verdienen, Durst war immer vorhanden und die Qualität des damals gebrauten Bieres ließ vieles zu wünschen übrig - außerdem war Getreide als Grundnahrungsmittel von enormer Bedeutung.

Den ersten Nachweis über den bürgerlichen Weinbau in der Stadt Meißen finden wir im Jahre 1350. Der Ratsweinberg wird das erste mal erwähnt. Er lag auf dem rechten Elbufer, also jenseits der Stadt. Der genaue Ort des Beginnens ist heute nicht mehr festzustellen, nur an dem Berge, nebst der Brücken. 1356 erwarb die Stadt vom Kloster St. Afra in der Flur Cölln einen Weinberg, also in unmittelbarer Nähe. Weitere kleine Weinbergszukäufe in der Nähe folgten.

Von 1500 bis 1869 hatte dann der Ratsweinberg eine Größe von ca. 7 Hektar, seine Fläche dehnte sich über ein Areal von der Bahnhofstraße bis zur Grünen Aue, von der Zscheilaer Straße bis zur Großenhainer Straße. Der Ratsweinberg hat - mit Ausnahmen - zur Füllung der Stadtkasse und Versorgung der Meißner Bürger gedient.

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden andere Ziele gesetzt, heute würde man sagen das Tafelsilber wurde verscherbelt, besser gesagt die silbernen Trinkbecher der Stadt. Weinbergsland wurde zu lukrativen Bauland. Von sieben Hektar Ratsweinberg blieben 0,7 Hektar übrig.

Zum Glück besann sich die Stadt Meißen nach 1900 und kaufte im Spaargebirge mehrere Weingüter, wie das ehemals Haagsche und die Rote Presse. Beide sind heute noch im Besitz der Stadt, wenn auch weiter verpachtet.

Seit Jahrhunderten hatten auch Handwerker, Kaufleute und andere Meißner Bürger in der Umgebung der Stadt Weinbergsbesitz erworben. Teils wurde er von ihnen direkt, oder durch Lohnwinzer bewirtschaftet. Die Nachrichten darüber sind vielfältig. Besonders ist hierbei das Spaargebirge anzuführen.

Seit Anfang 1600 lässt sich ein Strom von Neuaufrebungen verfolgen und die Vergabe von Weinbergsland, bewachsen mit einigen dürren Eichenstorzeln, kehrt immer wieder in den Anträgen der Bürger an den Kurfürsten wieder.

1799 wurde in Meißen dann die erste europäische Weinbaugesellschaft gegründet. Sie war ein Zusammenschluss fortschrittlicher, an der Förderung und Entwicklung des sächsischen Weinbaues interessierter Bürger.

Ihr größter Verdienst war die Schaffung der ersten europäischen Winzerschule im Jahre 1811 auf dem im Jahre 1810 gepachteten königlichen Fürstenberg. Doch bereits nach 1840 ging das Interesse am Weinbau deutlich zurück. Und 1887 kam dann auch noch die Reblaus ins Elbtal.

Doch es gab Unentwegte. 1906 wurden in Seußlitz vom Baumeister Bahrmann die ersten veredelten Reben in Sachsen gepflanzt - eine Revolution im Weinbau deutete sich an, wiederum vor allem von bürgerlich und bäuerlichen Winzern angeregt und verwirklicht. Die damaligen staatlichen Stellen standen diesen Vorhaben weitgehend, ja man kann sogar sagen, feindlich gegenüber.

Für Sachsen war seitens der Regierung der Weinbau abgeschrieben. Doch nicht nur diejenigen, die mit dem Weinbau ihr Geld verdienten, wandten sich neuen Produktionsmethoden zu. Mit dem Heimatschutzgedanken, den neuen Arbeiter- und Bürgersiedlungen am Rande der Stadt, kam auch ein Zurück zur Natur, landschaftliche Schönheit und selbsterzeugte Produkte, vor allem in einer Zeit wirtschaftlicher Not, waren In.

Und so finden wir am 9. Januar 1929 dazu im "Meißner Tageblatt" eine kleine Notiz:

" Alle Winzer, Kleinweinbauern und Interessenten für die Gründung einer Vereinigung zur Behandlung und Pflege des Weinstockes werden für Sonnabend, den 12. Januar 1929 abends 1/2 8 Uhr ins Winzerhaus, Meißen, Vorbrücker Straße gebeten. "

Das Winzerhaus war einst eine bekannte Weinstube nahe des Ratsweinberges. Und schon am 14. Januar steht in der gleichen Zeitung ein weiterer Bericht:

" Eine Vereinigung zur Förderung des Kleinweinbaues ist am Sonnabend im Winzerhaus gegründet wurden. Zum Vorsitzenden wurde Herr Oswin Richter gewählt, Vorarbeiter der städtischen Weinberge, zum Kassierer Herr Scheiblich (Rebschule), als Schriftführer Herr Schubert als Vertreter der Siedler. Als Beisitzer vervollständigen die Herren Lösche (1.Winzer in Proschwitz) und Herr Hollang den Vorstand. Die Gründungsversammlung wurde von Herrn Hohlfeld eröffnet, worauf Herr Richter über den mit der Vereinsgründung verfolgten Zweck referierte. Es ist darüber schon Mitte Dezember an dieser Stelle berichtet worden. Die Vereinigung will nicht etwa dem bestehenden Weinbauverein Konkurenz machen.

Sie will dessen Tätigkeit nur ergänzen in einer Richtung , in welcher der ältere und größere Verein infolge seiner weiter gesteckten Ziele nur eine Nebenaufgabe erblicken kann. Der Name Vereinigung unterichtet schon über ihre Absichten. Sie will hauptsächlich sich der Kleinbesitzer annehmen, die nur eine geringe Anzahl Stöcke ihr eigen nennen; der Besitzer von Hausspalieren, denen infolge des zunehmenden Mangels an sachverständiger Pflege mehr und mehr die Vernichtung droht.

 Hier will der Verein mit Rat und Tat eingreifen und dazu beitragen, daß die Weinrebe, die Charakterpflanze Meißens, nicht nur die großen Hügelflächen Meißens bedeckt, sondern auch im Straßenbilde erhalten bleibt, wo es die Verhältnisse gestatten, und in den neu entstandenen und entstehenden Siedlungen neuen Raum gewinnt, zur Freude ihrer Pfleger, wie überhaubt aller Naturfreunde. Die Zusammensetzung des Vorstandes bürgt für Sachkunde. Aus den gemachten. " 

 

Ausführungen ist zu entnehmen, daß man mit hohem Idealismus ans Werk geht.

 

Ein Gönner der Bewegung hat ein Stück Land zur Anlage eines Weingartens kostenlos zur  Verfügung gestellt. Auch im Schulgarten des Naturheilvereines 1 findet die Vereinigung Gelgenheit zu belehrender Tätigkeit. Eintrittsgeld (50 Pfennig) und Monatsbeitrag (20 Pfennig) sind so niedrig gestellt, daß es wohl jedem möglich ist, als Mitglied des Vereins sich sachverständig beraten zu lassen. Die Versammlungen werden jeden 2. Dienstag im Monat (nächste 12. Februar) im Winzerhausabgehalten.

 

Heute erhebt die Weinbaugemeinschaft kein Eintrittsgeld und der Beitrag beträgt 1 € im Monat.

Schon im folgenden Jahr kaufte dann der Verein 30 Pfropfreben in der Rebschule auf dem Kalkberg und ein Jahr später waren es dann schon 1322 Stück.

1933 hat die Vereinigung, die sich ab dieser Zeit einfach Kleinweinbauverein nennt, bereits 300 Mitglieder. Sie übernimmt den nach 1900 stark verkleinerten Ratsweinberg mit 0,7 Hektar, der von der Stadt Meißen aus Rentabilitätsgründen verpachtet wird, und teilt ihn an ihre Mitglieder auf.

1934 wird die Ortsgruppe Niederau (die heutige dortige Weinbaugemeinschaft) mit 19 Mitgliedern ausgegründet.

1935 ist die Mitgliederzahl auf 394 gestiegen

1935 wurden 10800 Stück Reben gekauft und der Verein übernimmt den Crassoberg und den teilweise brachliegenden ehemaligen Rittergutsweinberg, den Gellertberg in Oberau.

1937 schließt sich der Kleinweinbauverein mit dem Weinbauverein zusammen.   (Zum Verständnis: Der Weinbauverein war ein Zusammenschluß von vorwiegend selbstständigen Winzern und Weinhändlern)

1943 schließen sich die vier sächsischen Weinbauvereine (also auch die Radebeuler) mit der seit 1938 bestehenden Winzergenossenschaft zur sächsischen Weinbaugenossenschaft (heute wieder Winzergenossenschaft) zusammen.

Ende der 40er Jahre wird von den Mitgliedern des Weinbauvereins der bis dahin teilweise als Park genutzte westliche Fürstenberg wieder aufgerebt. Der östliche Teil ist seit 1909 Friedhof.

Mitte der 50er Jahre kommt als Dachorganisation die VdgB. Die Weinbauvereine werden in Weinbaugemeinschaften umbenannt.

In den 60er Jahren war der Vorsitzende der Gemeinschaft der Lehrer Paul Schöne, später dann Heinz Engler. Leider sind viele Dokumente aus dieser Zeit durch Unkenntnis nicht mehr vorhanden.

Seit 1973 werden in jedem Jahre regelmäßig Bergbegehungen durchgeführt.

1978 beträgt die Mitgliederzahl 157.

Durch große Neuaufrebungen, vor allem im Spaargebirge war nach 1980 die Mitgliederzahl auf über 200 gestiegen, so dass 1982 die Ausgründung der heutigen Weinbaugemeinschaft "Spaargebirge" mit 65 Mitgliedern erfolgte. Übrigens seit 2001 arbeiten beide Weinbaugemeinschaften kulturell sehr eng zusammen.

1989 zur 60 Jahrfeier unserer Gemeinschaft hatten wir 176 Mitglieder und diese bewirtschafteten eine Rebfläche von 10 Hektar.

1991 betrug die Mitgliederzahl 187. Im gleichen Jahr wurde Bernd Gotter zum Vorsitzenden gewählt.

Durch die Veränderungen nach 1990 haben eine Reihe von Winzern ihre Parzellen aufgegeben, bzw. durch Rückübertragungsansprüche verloren. Andere Winzer haben mehrere Parzellen übernommen. Somit ging die Mitgliederzahl stark zurück.

Derzeit hat die Weinbaugemeinschaft 65 Mitglieder, die eine Fläche von 9 Hektar bewirtschaften. Das älteste Mitglied ist Werner Barth mit im April 83 und das jüngste ist mit 27 Jahren Jens Helbig,, der eine Parzelle auf dem Fürstenberg bewirtschaftet.

Trotz eines relativ hohem Durchschnittsalters gibt es ein vielgestaltiges Vereinsleben. Regelmäßige Winzerschulungen, Begehungen der Bergkommission unter Leitung von Ludwig Thomas,

Gestaltung eines eigenen Bildes zum Weinfest im September, Winzervergnügen mit über 180 Teilnehmern hier im Burgkeller und nicht zu vergessen die gute Vorstandsarbeit ohne die ein solcher Weinbauverein nicht existieren kann.

Lassen Sie uns nun entsprechend des Leitspruches der Meißner Winzer

 

Ewig der Glauben an den Segen der Trauben

 

das Glas erheben als Erinnerung an diejenigen, die vor 80 Jahren unsere Gemeinschaft gründeten, aber auch als Dank an die vielen aktiven Winzer in unserer Gemeinschaft heute.

Helfen Sie auch in Zukunft mit, dass die Rebe in unserer Stadt Meißen an vielen Hausspalieren wieder heimisch wird und der grüne Kranz von Reben den umliegenden Höhen erhalten bleibt.

Zum Wohl!

 

Meißen (im Burgkeller) am 17.Januar 2009